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Universum SK992

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Wieder ein Stück aus meiner Jugendzeit ist die Radio- Fernseher Kombination von Universum.  Das Modell nennt sich SK992 und wurde im Jahr 1968/69 hergestellt und vermutlich bis Mitte der 70iger Jahre verkauft. Diese zwei Modelle hat meine Lebensgefährtin aufgespürt und mir geschenkt, nachdem ich das Gerät in einem Museum in einer Vitrine gesehen und ihr gleich von meinen Erinnerungen mit diesem Modell erzählt habe. Die beiden Geräte waren teilweise defekt und sanierungs- bzw. reparaturbedürftig. Aber, so dachte ich mir, wenn zwei Geräte vorhanden sind, dann wird die Chance geeignete Ersatzteile aus einem der beiden als Spender zu entnehmen, doch ziemlich groß sein.

Kurz zu den technischen Daten des SK992:

  • er wurde in Deutschland im Auftrag der QUELLE GmbH (Universum) Fürth und Nürnberg hergestellt. Der Hersteller ist das japanische Unternehmen Asahi Radio Mfg. Co., Ltd., der das Gerät auch selbst unter der Bezeichnung Crown 7TV-4 verkaufte.
  • Herstellung / Verkauf von 1968 bis ca. 1975
  • abgesehen von der Bildröhre ist das Gerät volltransistorisiert und ist mit 33 Transistoren ausgestattet.
man beachte die Bezeichnung „Volltransistorisiert“ 🙂

 

  • Der TV-Empfänger wird mit einem Trommeltuner abgestimmt und kann analoge PAL Signale im VHF und UHF Band empfangen. VHF CCIR Band I + III Norm B
    UHF-Abstimmrad nach CCIR G(H), TV-Kanäle: VHF: Ch 2-12; UHF: Ch 21-68;
  • die SW – Bildröhre 190CB4 hat eine Diagonale von 18cm. Sie ist indirekt mit einer Heizspannung von 12V beheizt.
  • der Radioempfänger arbeitet nach dem Superheterodyn Prinzip. Per Umschalter kann zwischen TV und Radio hin- und hergeschaltet werden. MW 520 – 1605 kHz mit Ferritantenne
    UKW 88 – 108 MHz mit Teleskopstabantenne
  • ein dynamischer Oval Lautsprecher sorgt für die Tonausgabe und ist mit 1W belastbar
  • die Energieversorgung kann entweder über 220V Netzspannung oder über eine 12VDC Buchse durchgeführt werden. An die 12VDC Buchse kann ein separates Akkupack angeschlossen werden, das mit einer einfachen internen Ladeschaltung aufgeladen wird. (Umschaltung an der Geräterückseite zwischen Netz/Batt und Laden)
  • das Material des Gehäuses besteht aus thermoplastischem Kunststoff und hat die Abmessungen 240 x 200 x 210 mm bei ca. 4.8 kg
  • die Leistungsaufnahme beträgt 14 W bei Netzbetrieb und 10,5 W bei Batteriebetrieb

Nun zur Reparatur bzw. Restauration:

Seitenansicht des Innenlebens

Eines der beiden Geräte war vom optischen Zustand des Gehäuses noch sehr gut in Form. Jedoch technisch zeigte das Gerät keinerlei Funktion. An der Netz-AC Versorgung war bei 240V AC ein Strom von knapp einem Ampere zu messen. Das war eindeutig zu viel, denn das Gerät sollte eine Nennleistung von in etwa 14W bei Netzbetrieb haben. Es zeigte sich, dass der Verbraucher an der Primärseite des Netztransformators einen Kurzschluss hatte. Das bestätigte sich auch im Versuch, das Gerät über eine 12V DC Quelle zu versorgen. Das zweite Gerät funktionierte technisch teilweise (Radio und TV startete, aber die Bildgeometrie und Helligkeit war katastrophal. Auch das Gehäuse war in einem schlechten Zustand. Die Gehäuseteile waren stark verbeult und gerissen. Die innenliegenden Platinen waren teilweise auch an den Befestigungspunkten gebrochen. Dieses Gerät hatte mit ziemlicher Sicherheit schon einen Sturz überstehen müssen, oder es ist etwas darauf gefallen. So stand der Beschluss schnell fest -> das wird der Teilespender.

Die Fehler waren schnell gefunden. Der Netzgleichrichter hatte einen Kurzschluss und die Schaltung des Längsreglers arbeitete nicht. Grund dafür waren die Transistoren T30 und T31 (ein 2SB337 bzw. ein 2SB77)

Treibertransistor für den Zeilentransformator

Auch die Ansteuerung des Zeilentransformators arbeitete nicht, da auch der Treiber (2SB468) defekt war. Dank des Spenders waren diese Teile zum Großteil auch noch funktionstüchtig vorhanden und konnten eingebaut werden.

Spannungsregelung

In weiterer Folge habe ich die Elektrolytkondensatoren im Bereich der Spannungsregelung und Stabilisierung erneuert. Auch die Elkos der Schalkreise der Bildröhrenansteuerung und -ablenkung wurden getauscht.

die 50 Jahre alten ELkos
die nagelneuen Elkos

Nach dem Reparieren und tauschen der defekten Komponenten wurde ein kleiner Probelauf gestartet und das Gerät einmal in Betrieb genommen. Im ersten Anlauf habe ich die 12V DC mit einem Labornetzgerät mit einstellbarer Strombegrenzung bereitgestellt. Sowohl im TV und Radiomodus gab es keine Kurzschlüsse mehr und es „rauchte“ auch nichts. Die Stromaufnahme im TV Modus lag bei 12V und bei mittlerer Helligkeit des Bildrohres bei ca. 600mA was nach Ohm einer Leistung von 7.2 Watt entspricht. Das ist weniger als die Werksangabe, aber auch einfach nachzuvollziehen, denn die Bildgröße und -geometrie stimmte auch noch nicht.

erster Probelauf

Der nächste Schritt war das Überprüfen und Einstellen der internen Spannungen. Die Bild Lage und Geometrie sollte danach folgen. Also habe zuerst den Spannungsregler auf seinen Nennwert eingestellt. Im Bild oben war die Betriebsspannung bei ca. 9.5V – daher auch das „kleine“ Bild am Schirm. Um die Schräglage des Schirmbildes zu korrigieren habe ich einfach die Ablenkeinheit am Röhrenhals gerade gedreht und wieder fixiert.

Bildröhre 190CB4
Bildröhre mit Ablenkeinheit

Bei dieser Gelegenheit konnte ich die Röhre auch ordentlich reinigen und sie optisch wieder in einen Neuzustand versetzen. Das habe ich übrigens auch während der Reparaturarbeiten mit allen Platinen, Rahmen und Gehäuseteilen gemacht. Jetzt fehlte noch die Justage der Bild Geometrien. Dafür habe ich in meinem Fundus noch einen alten PAL-Bildmustergenerator, der auch einen RF-Modulator eingebaut hat, mit dem vom VHF Band 1, Band 3 bis UHF durchgestimmt werden kann. Also ist das das ideale Gerät um einen alten Fernseher ohne externen Videoeingang zu prüfen. Hierbei werden auch gleich die Tuner des TV-Gerätes auf Funktion geprüft.

Bildmustergenerator

 

Eingestellte Bildgeometrie am Universum SK992

Nach einer finalen Reinigung der Bedienknöpfe kann das Gerät dann als „funktionstüchtig“ in der Vitrine die vielleicht nächsten 50 Jahre verbringen 😀

 

 

Die alte Reparaturwerkstatt

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Beim Stöbern in den digitalen Archiven sind mir die folgenden Bilder wieder aufgefallen.
Mittlerweile sind schon wieder über zehn Jahre verstrichen, als ich das Ende der Fernsehtechnik-Reparaturwerkstatt einleiten musste.

Blick in die alte Werkstatt

Fast gleichzeitig mit der Verbreitung der Flachbildfernsehgeräte sank die Auftragslage. Bis auf wenige Kunden, die aus ideellen Werten auf das Erhalten der alten Technik bestanden, ließ kaum jemand reparieren. Bedingt durch Lohnnebenkosten und realistische, minimal gewinnorientierte Preiskalkulation, war es den Leuten einfach zu teuer. Wenn zum Beispiel, eine Reparatur des Hochspannungsnetzteils eines Fernsehgerätes (Austausch von Zeilentransformator, Treibertransisor und diversen Kondensatoren und Widerständen) einen Preis von angenommen knapp 90 Euro ausmachte, war das schon wieder grenzwertig, fast zu teuer. Wenn man bedenkt, dass für diese Summe die Teile knapp 40 Euro im EK kosteten, mussten dann für die restlichen 50 Euro der Fehler gesucht und gefunden werden, alles ausgebaut und wieder eingebaut werden.

Das Gerät musste innen gereinigt werden (oft bekamen wir „Kisten die den Staub und Nikotin von zwanzig Jahren gesammelt haben“. Auch ein sorgfältiger Probelauf sollte durchgeführt werden. Was bleibt also von dem 50er? Wenn die ganze Arbeit knapp eine Stunde dauert und von der Lohnarbeit mehr als die Hälfte an Lohnnebenkosten abgeht. Wieviele Geräte muss man da am Tag reparieren um kostendeckend zu arbeiten?
 
 
Staubansammlungen

Manchmal bekam man auch Kurioses zu sehen. Da hat sich der eine oder andere Besitzer des Fernsehgerätes schon einmal selbst als Reparateur versucht und eine defekte Netzsicherung gefunden. – „Kein Problem, ist ja nur a Sicherung…“ Die wird dann mangels einer passenden neuen Sicherung und Kenntnis einfach mit Zigarettenpapier umwickelt …

 
„fachmännische“ Reparatur des Kunden
 
Dann geht´s schon wieder…“ was sich aber als nicht ganz korrekt herausstellt. Nach dem Einstecken „knallt und blitzt es“ und gar nix ging mehr… So kam das Gerät dann bei mir auf den Tisch… „Warum ist die Reparatur so teuer?? – war ja nur a Sicherung kaputt – ich kenn mich da aus – bin ja Elektriker “ Solche Sprüche bekommt man dann zu hören.