Das neue Jahr hat gerade erst begonnen und schon ist wieder eine kleine Arbeit der letzten Tage online. Dieses Schätzchen habe ich wieder als „überholungsbedürftig“ günstigst ergattert. Die Uhr war in einem relativ guten Zustand. Auf den ersten Blick fehlte nur ein Stück der Torsionsfeder, bzw. war sie abgerissen und die Reste total verdrillt und geknickt. Die Befestigungsteile der Feder waren glücklicherweise da.
Die Uhr dürfte einst in einem starken Raucherhaushalt gestanden sein, denn sie roch wie ein voller Aschenbecher und die Glasscheiben waren mit einer gelblichen Nikotinschicht überzogen. Also, wie üblich nach der ersten Sichtung erstmal alles zerlegen und mit Reinigungsbenzin und Pinsel bzw. auch Glasfaserpinsel die Einzelteile von den verharzten Ölresten und Nikotinschichten befreien. Leider meinen manche Besitzer, dass viel Öl im Räderwerk auch viel hilft und alles wieder flutscht. Deshalb wird anscheinend gern und viel mit allem was griffbereit ist, geschmiert. Das gibt dann bald eine schöne, klebrige Schicht, die dann genau das Gegenteil eines leichtlaufenden Rades bewirkt. Auch ist die Zugfeder interessanterweise immer bis auf den allerletzten Anschlag aufgezogen … Also zuerst immer Feder entspannen und dann mit dem Demontieren beginnen. Die Reinigung war diesmal recht mühsam und langwierig… ich werd´mir echt einmal ein Ultraschallbad organisieren müssen (in den Foren liest man immer wieder davon – scheint ja ein perfektes Reinigungsgerät zu sein…)
Doch irgendwann war alles gereinigt und ich konnte das Werk wieder zusammenbauen. Es handelt sich übrigens um eine „Schatz 400“ mit der 53 auf der Rückenplatine. Das Ziffernblatt hat einen Druckmesser von 80mm. Die Uhr ist in einem Laternengehäuse mit drei Glasscheiben untergebracht und hat die Gesamtabmessungen von: 13x11x20cm (BxTxH). An der Bodenplatte befinden sich drei in der Höhe einstellbare Schrauben um die Nivellierung durchzuführen. Ein Hebel an der Bodenplatte fixiert bei Bedarf das Pendel.
Nach dem Zusammenbau fehlte jetzt nur noch eine neue Pendelfeder. Da ich hier keine Ahnung hatte, welche Federstärke für diese Uhr notwendig ist, habe ich in den Foren gesucht – und Dank eines sehr hilfsbereiten Forenmitgliedes – die passende Info und gleich einen Bestell-Link bekommen. Die Schatz 400 53er benötigt eine ‚Horolovar 0.0023″ = 0.058mm‘ Feder. Zufälligerweise hatte ich noch genau die passende in meiner Sammlung und konnte die Uhr komplettieren. Im Uhrenfedern habe ich eine Liste mit gängigen Uhren und den dazu passenden Federn.
Jetzt kam die sehr zeitaufwendige Einstellarbeit. Die richtige Position des Ankers und die Nulllage des Mitnehmers auf der Feder sowie dessen Position ist ausschlaggebend für ein fortlaufendes Werk. Ansonsten pendelt die Uhr aus und bleibt nach einiger Zeit stehen. Läuft das Werk dann einmal, kann mit der Ausladung der Pendelgewichte die Ganggenauigkeit eingestellt werden. Ich mache das immer im „Eintagesrythmus“ und sehe um wieviel schneller oder langsamer sie in 24 Stunden läuft und stelle dann tageweise nach. Nach ca. einer Woche läuft sie dann schon ziemlich genau…
Und hier ein kleines Video von der fertig restaurierten und wieder laufenden Uhr:
Hallo, Ingmar!
Habe mit Interesse Deinen Bericht über die Schatz-Uhr gelesen. Ich habe nämlich zur Zeit genauso ein „Schätzchen“ auf dem Tisch. Ein Freund hat sie mir mit den Worten mitgegeben: „Du bist doch so ein Fummelfritze, guck mal, was du machen kannst. Die läuft 10 Minuten und bleibt dann stehen!“ Das liegt m.E. daran, dass die Pendelfeder um mindestens 5 Umdrehungen verdrillt ist. Das Pendel fängt auch sehr schnell an, zu „eiern“. Kannst Du meine Vermutung bestätigen? In Deinem tollen Video kann man die Feder leider nicht so gut sehen, aber ich denke, die müsste doch vollkommen glatt sein, oder? Grüsse von der Ostsee in die Alpen!
Hallo Klaus,
du liegst genau richtig – die Feder darf gar nicht verdrillt sein. Wenn die schon 5 Umdrehungen verdrillt wurde, dann ist sie schon kaputt und muß erneuert werden. Wenn die Hemmung in Ordnung ist dann sollte die Uhr mit einer neuen Feder wieder ein Jahr durchlaufen. (Voraussetzung die Raumtemperatur hat keine riesen Schwankungen)… Grüsse in die Ostsee
Vielen Dank für die schnelle Antwort, hat mir geholfen. Dann werd ich dem Schätzchen mal ne neue „Trieb“-Feder bestellen.
Guten Tag,ich habe ebenso eine Schatz 400 und die bleibt nach wenigen Minuten stehen Pendelfeder ist in Ordnung was kann man noch machen?
Guten Tag, wenn die Pendelfeder in Ordnung ist, dann ist die als nächstes die Symetrie zu überprüfen. Passt die Hemmung des Ankers in beiden Richtungen? (wenn das Pendel pro Richtung jeweils den Totpunkt hat, muss die Hemmung wirken und das in beiden Richtungen gleich und ohne Überlauf)… Die Uhr muß dabei auch in Waage stehen.
LG
Hallo schönen guten Tag auc.h!
Habe es gewagt mal nachzufragen wie ihr mir nein paar Fragen beantworten könnt. Ich habe eine alte mechanische Drehpendeluhr von Kern bekommen. Die Feder ist bis geht nicht mehr aufgezogen. ?? Die Pendelfeder muß erneuert werden ?? Funktioniert die Uhrohne die Pendelfeder auch? Könnt ihr meine dummen Fragen beantworten.?
Gerne kann ich versuchen die Fragen zu beantworten…
* Eine bis zum Anschlag aufgezogene Feder ist ein Problem. Die muß ganz vorsichtig entspannt werden. Das geht aber nur wenn die Hemmung entfernt wird. Gleichzeitig müssen aber die Räder festgehalten bzw. blockiert werden – sonst geht der Federspeicher mit den Rädern vollgas durch. Und da haben die Lagerungen und die Zahnräder keine Freude bzw. werden kaputtgehen. Das ganze muß dann langsam mit gebremsten Rädern „entladen“ werden. (so mache ich es zumindest immer – und bisher funktionieren noch alle Uhren 😉 Es gibt aber ein Problem – wenn die Hemmung entfernt ist, muß sie danach auch wieder exakt eingestellt werden …
* Die Pendelfeder zu erneuern ist relativ einfach, und man kann sie online unter dem Suchbegriff „Horolovar“ bestellen
* Die Uhr funktioniert natürlich NICHT ohne Pendelfeder, denn das Pendel mit der Torsionsfeder ist der „Taktgeber“ der Uhr und wie in der modernen Digitaltechnik funktioniert ohne Takt nix mehr…
Wenn die Uhr wieder Laufen soll und noch nie an einer Drehpendeluhr gebastelt wurde, würde ich es vorher mit einem weniger empfindlichen Uhrwerk versuchen. Vorallem ist der Federspeicher gefährlich – wenn da was danebengeht kann man sich auch verletzen -> Also Vorsicht