Herzlich Willkommen in unserer Kompetenzgruppe Demenz – Mag. Eva Maria Malle stellt sich vor!

 

Wie ich Demenz sehe:

Wir leben in einer Welt voll Informationsflut, Digitalisierung und Zeitdruck. Sagt angesichts dessen nicht manchmal auch der Verstand: „Ich will nicht und kann nicht mehr, ich gehe zurück zu meinem Ursprung?“  Diesen Gedanken sollten wir hinsichtlich Menschen mit Demenz vielleicht im Hinterkopf bewahren und Betroffene niemals verurteilen. Vielmehr sollten wir Menschen mit Demenz wertschätzend begegnen und bereit sein, uns auf ihre bunte Welt einzulassen.

Zur Demenz selbst: Im Alter nehmen die körperlichen Funktionen ab und mit ihnen mitunter die kognitiven Fähigkeiten. In meinen Augen ist es völlig normal, dass sich auch der Verstand verändern darf. Die Demenz als reine Erkrankung zu betrachten, das möchte ich nicht hinnehmen.  In der Ursachenforschung gibt es bereits einige evidenzbasierte Ansätze. Man spricht dabei von genetischen Bedingungen, der Folge organischer und psychischer Erkrankungen und der Bedeutung äußerer Einflüsse, die enorm von unserem Lebensstil abhängig sind. Man erkennt rasch, dass Demenz einem Zusammenspiel vieler Faktoren und Ursachen zugrunde liegt, die im Einzelnen noch näher untersucht werden müssen.    

Eine wundersame Begegnung mit einem Menschen mit Demenz. . .

Aus unseren Pflegeeinrichtungen könnte man täglich von wundersamen Begegnungen berichten. Von der Opernsängerin, die in ihren Erinnerungen schwelgt, dem Klavierlehrer der trotz Demenz „Für Elise“ ohne Fehler rauf und runter spielt, dem liebenden Ehepaar, das gemeinsam den Alltag des Vergessens bewältigt, bis hin zu dem Herrn, der es schafft, sich selbst wieder anzukleiden: Ich weiß gar nicht, wen man speziell erwähnen sollte, da jede Geschichte auf ihre Art und Weise schön und berührend ist.

Was mir an der Arbeit in der Kompetenzgruppe Demenz besonders wichtig ist. . .

Der Mensch im Alter lebt oft am Rand der Gesellschaft, da mit fortschreitender Demenz die Tendenz des sich Zurückziehens zunimmt. Es gibt noch immer sehr viele offene Fragen, Verständnisprobleme und Berührungsängste. Ich glaube, wir können in der Kompetenzgruppe nicht nur die Forschung und die Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz vorantreiben, sondern auch die Angst in der Bevölkerung nehmen und das Verständnis fördern.

Was ich mir im höheren Alter wünsche. . .

Ich möchte in meiner eigenen Welt mit meiner „Unvollständigkeit“ vorurteilslos leben können. Ein Leben ohne Tiere kann ich mir auch nicht vorstellen!

Mag. Eva Maria Malle, Bereichsleiterin der stationären Betreuung und Pflege, Caritas Kärnten,  Pferdenärrin aus Klagenfurt

https://www.caritas-kaernten.at/hilfe-beratung/betreuung-pflege/altenwohn-pflegeheime/

 

Wir stellen vor – unser erstes Mitglied in der Kompetenzgruppe Univ.- Prof. Dr. Stefanie Auer

Wie ich Demenz sehe…

Als ich mit Menschen mit Demenz zu arbeiten begann, war mir schnell klar, dass wir diese Menschen fundamental missverstehen und unterschätzen. Wir müssen lernen, Betroffenen zuzuhören und uns auf sie einzulassen. Erst dann werden wir optimale Formen der Förderung und Begleitung finden.

Eine wundersame Begegnung mit einem Menschen mit Demenz…

Ich kann mich sehr glücklich schätzen, denn viele Menschen und deren Lebensgeschichten haben mein Arbeitsleben bereichert und geprägt. Als ich als junge Forscherin in den USA tätig war, habe ich interessante Menschen kennen lernen dürfen, die mir ihre Geschichten anvertraut haben. Zum Beispiel bin ich einer Tänzerin,  begegnet. Ihr Name war Iris. Sie lebte mit einer bereits fortgeschrittenen Demenz. Damals hatte ich keine Erfahrung. Ich stand ganz am Anfang meiner Arbeit. So setzte ich mich Iris gegenüber und sagte zu ihr, dass ich nicht wüsste, wo ich anfangen solle. Für mich sei diese Krankheit ein Rätsel. Ich hatte mir keine Reaktion erwartet. Da ergriff sie plötzlich meine Hand und sagte in einem klaren Satz zu mir: „Ich verstehe dich, es ist nicht leicht!“ Das war eine besondere Situation, weil sie zuvor extrem zurückgezogen war und kaum mit jemandem sprach. Ich spürte eine klare Verbindung zwischen uns. Da erkannte ich, wie sehr wir diese Menschen unterschätzen. Als ich dann ging, sah sie mir traurig nach und drückte ihre Nase an die Scheibe, wie ein Kind, das man verlassen muss.

Was mir an der Arbeit in der Kompetenzgruppe Demenz besonders wichtig ist…

Die landläufige Meinung ist leider heute noch, dass Menschen mit Demenz nichts mehr wissen und alles vergessen. Jemand, der „nichts mehr mitbekommt“, hat auch Probleme, Respekt einzufordern. Dieses Missverständnis zwischen Menschen mit Demenz und deren Umgebung ist die Ursache für den noch immer weit verbreiteten problematischen Umgang, den wir als Gesellschaft mit Menschen mit Demenz pflegen. Wir wissen jetzt: Menschen mit Demenz haben Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten zu fördern führt zu einem längeren Verbleib im Familienverband, reduziert die Belastung der Angehörigen und stärkt das Selbstwertgefühl. Wir haben nun die Chance, eine neue Kultur im Umgang mit Menschen mit Demenz zu entwickeln. Um dies jedoch Wirklichkeit werden zu lassen, brauchen wir mehr Wissen über die Bedürfnisse aller Betroffenen, auch der Angehörigen und der professionellen Begleitpersonen.

Das Thema Demenz braucht mehr Öffentlichkeit, eine Enttabuisierung und ein tragfähiges Netzwerk, in dem auch auf lange Sicht für alle betroffenen Familien das richtige Angebot zur richtigen Zeit zur Verfügung steht.

Was ich mir im höheren Alter wünsche…

Respektvoll akzeptiert zu sein, so wie ich bin. Und wahrscheinlich wie jeder, wünsche ich mir, auch im Alter aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

Links:

https://www.donau-uni.ac.at/de/department/kmp/projekte/id/23673/index.php?URL=/de/department/kmp/zentrum/demenzstudien

 

http://www.alzheimer-hilfe.at/forschung_publikationen.html

http://www.alzheimer-hilfe.at/forschungsteam.html

Das Sprecherinnenteam der Kompetenzgruppe Demenz stellt sich vor

Eva Mir

 

Doris Gebhard

 

Wie ich Demenz sehe…

Demenzielle Erkrankungen gehen mit einer Reihe von kognitiven, emotionalen und verhaltensbezogenen Veränderungen einher. Wichtig ist es aber, die Potenziale und Ressourcen von Menschen mit Demenz zu sehen und zu fördern.

 

 

 

Wie ich Demenz sehe…

Ich habe ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Thema Demenz: Als Forscherin fasziniert mich die Erkrankung und im Speziellen die salutogenetische Perspektive darauf. Ich genieße auch die praktische Arbeit mit Menschen mit Demenz und schätze ihre oftmals sehr ungefilterte und ehrliche Sicht der Dinge. Auf der anderen Seite der Betrachtung steht jedoch eine unheilbare Erkrankung, die unermessliches Leid bei den Betroffenen und ihren Angehörigen auslöst.

Eine wundersame Begegnung mit einem Menschen mit Demenz…

Ich war Anfang zwanzig, zu einem Praktikum an der Geriatrie und traf am Kopierer eine ältere Dame, ausgehfertig gekleidet und mit Handtasche. Ich fragte sie, ob ich behilflich sein kann und wen oder was sie suche. Die Antwort lautete „meine Jugend“, begleitet von einem Lächeln und immenser innerer Ruhe und Gelassenheit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine wundersame Begegnung mit einem Menschen mit Demenz…

Dieser kurze Gesprächsausschnitt macht recht gut deutlich, wie unbeholfen und verkrampft man manchmal im Gespräch mit Menschen mit Demenz reagiert, wobei es dazu keinen Grund gibt.

Herr P.: Waren Sie schon einmal in Gefangenschaft?

Ich: Nein, leider (warum sage ich „leider“!?). Nein, warich nicht. Sie?

Herr P.: Was?

Ich: Waren Sie schon einmal in Gefangenschaft?

Herr P.: Wieso?

Ich: Ich dacht nur, weil Sie gefragt haben.

Herr P.: Ich war 9 Monate auf Sardinien in Gefangenschaft.

Ich: Auf Sardinien soll es ja recht schön sein (warum sage ich so etwas!?), aber mein Opa, der war in Narvik in Gefangenschaft (nochmal die Kurve gekratzt) – Gott sei Dank hat meine Generation das nicht miterleben müssen (guter Kommentar, Schulterklopf! Aber wie komme ich zu einem positiven Thema? Denk nach!).

Herr P.: Waren Sie schon einmal im Moulin Rouge?

….:)

Was mir an der Arbeit in der Kompetenzgruppe Demenz besonders wichtig ist…

Ich möchte als Teil eines großen Netzwerkes zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz beitragen und das auch sichtbar machen.

 

 

 

 

Was mir an der Arbeit in der Kompetenzgruppe Demenz besonders wichtig ist…

Die Kooperation mit Praktiker*innen und Forschenden aus unterschiedlichsten Themengebieten mit dem gemeinsamen Ziel das gesellschaftliche und politische Handeln rund um das Thema Demenz in Österreich nachhaltig zu beeinflussen. Diese Beeinflussung soll dabei evidenzbasiert und bedarfs- und bedürfnisorientiert sein und die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Betreuenden im Fokus haben.

Was ich mir im höheren Alter wünsche…

Ich wünsche mir, dass ich in meinem alltäglichen Tun Zufriedenheit und Anregung finden kann und es gut schaffe, mit sich verändernden Möglichkeiten umzugehen.

Was ich mir im höheren Alter wünsche…

Ich wünsche mir viele freudvolle Momente und dass ich mit Humor, Zufriedenheit und Gelassenheit auf meine Vergangenheit und Zukunft blicke.

 

 

Eva Mir ist 37 Jahre alt, Psychologin, habiltiert im Fach „Psychologische Gesundheitsförderung und Prävention“ und lebt mit ihrem Mann und Sohn in Klagenfurt. Doris Gebhard ist 31 Jahre alt, ist aktuell in der finalen Phase ihrer Promotion zum Thema Bewegungsförderung für Menschen mit Demenz und ist leidenschaftliche Wald- und Wiesenläuferin.
Link zu Lebenslauf, Publikationen und Co: http://mitarbeiter.fh-kaernten.at/evamir/ Link zu Publikationen und Forschungsprojekten: http://www.fh-kaernten.at/mitarbeiter/?personId=4295212095

Demenz-Preis der Rudi Assauer Initiative geht erstmalig nach Österreich

 

Die Kärntner Forscherin Doris Gebhard wurde am 18.12.2017 mit dem Preis der Rudi Assauer Initiative für Demenz und Gesellschaft ausgezeichnet. Passend zum Ort der Preisverleihung, der VELTINS-Arena auf Schalke, befasst sich das Projekt der Fachhochschule Kärnten mit Bewegungsförderung für Menschen mit Demenz.

Zum fünften Mal zeichnete die Rudi Assauer Initiative Demenz und Gesellschaft am Montag dem 18.12.2017 fünf innovative Projekte aus, die zum Ziel haben, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und betreuenden Angehörigen zu verbessern. Erstmalig wurde im Rahmen der Preisverleihung in der VELTINS-Arena auf Schalke auch ein Projekt aus Österreich ausgezeichnet. Von über 50 Projekten, die in die nähere Auswahl der Jury aufgenommen wurden, erreichte das Projekt „Gesundheit in Bewegung 2.0“ von Doris Gebhard (Fachhochschule Kärnten) den mit 1.000 Euro dotierten 3. Platz. Das Projekt befasst sich mit der partizipativen Entwicklung eines bedürfnis- und bedarfsgerechten Bewegungsprogramms für Menschen mit Demenz im Pflegeheim, sowie dessen Umsetzung, Evaluation und nachhaltiger Verankerung in der Lebenswelt von Menschen mit Demenz.

„Es freut mich besonders, dass unsere Arbeit auch über die Grenzen Österreichs hinaus diese Wertschätzung erfährt und ich hoffe, dass Bewegung in den Versorgungssettings für Menschen mit Demenz zukünftig auch nachhaltig und strukturell verankert werden kann“ sagt Doris Gebhard. Auch in der Laudatio zum Projekt streicht Dr. Dirk Albrecht, Vertreter der Contilia Gruppe, die außerordentliche Wirksamkeit von Bewegung rund um das Thema Demenz hervor und betont die gelungene Übersetzung dieser wissenschaftlichen Erkenntnis in die Alltagswelt von Menschen mit Demenz durch das Projekt von Doris Gebhard. „Ohne die engagierte Unterstützung unserer Kooperationspartner Caritas Kärnten und Diakonie de La Tour wäre es nicht möglich gewesen das Bewegungsprogramm so erfolgreich an die Bedürfnisse der Praxis anzupassen“ betont die Projektleiterin.

Um der Öffentlichkeit das in der Praxis erprobte und erfolgreich evaluierte Bewegungsprogramm zugänglich zu machen, wurden alle Übungen, Leitfäden und Erfahrungen in einem Handbuch festgehalten. Das Handbuch zum Projekt steht unter folgendem Link kostenfrei zum Download bereit: www.fh-kaernten.at/gib2-0

Das Projekt Gesundheit in Bewegung 2.0 wurde aus Mitteln des Fonds Gesundes Österreich finanziert.

Rückfragen zum Projekt:

Mag.a (FH) Doris Anna Gebhard

Studienbereich Gesundheit und Soziales

St. Veiterstraße 47, 9020 Klagenfurt am Wörthersee

T: +43 (0)5 90500 DW 3505

d.gebhard@fh-kaernten.at

Kompetenzgruppe Demenz neu gegründet

Demenz stellt eine aktuelle und zukünftige gesundheitliche, aber auch gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Nicht nur Menschen mit Demenz, sondern deren (pflegende) Angehörige, im Gesundheitswesen und in öffentlichen Bereichen Tätige, die in welcher Form auch immer mit Demenz in Berührung kommen, müssen in Politik, Forschung, Lehre und Praxis berücksichtigt werden. Genau dafür will die neu gegründete Kompetenzgruppe Demenz sorgen. „Unsere Vision ist es, die erste Anlaufstelle zu demenzspezifischen Fragestellungen aus Politik, Forschung, Lehre und Praxis in Österreich zu werden,“ erklärt Eva Mir, Professorin an der Fachhochschule Kärnten. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Doris Gebhard hat sie die Kompetenzgruppe Demenz ins Leben gerufen. Zu Beginn wird in die Vernetzung österreichischer Demenzexpertinnen und –experten aus unterschiedlichen Disziplinen investiert. „Gemeinsam mit facheinschlägigen in der Wissenschaft Tätigen sowie Entscheidungsträgerinnen und –trägern aus Politik und den Versorgungssettings wollen wir evidenzbasierte Beiträge zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz schaffen,“ führt Doris Gebhard, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Kärnten, aus. Über die Arbeit der Kompetenzgruppe Demenz wird laufend in einem Blog berichtet, erste Ergebnisse sollen bereits im Mai 2018 im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health präsentiert werden.

Eva Mir (rechts) und Doris Gebhard (links) haben die Kompetenzgruppe Demenz gegründet