Wie ich Demenz sehe…
Als ich mit Menschen mit Demenz zu arbeiten begann, war mir schnell klar, dass wir diese Menschen fundamental missverstehen und unterschätzen. Wir müssen lernen, Betroffenen zuzuhören und uns auf sie einzulassen. Erst dann werden wir optimale Formen der Förderung und Begleitung finden. |
Eine wundersame Begegnung mit einem Menschen mit Demenz…
Ich kann mich sehr glücklich schätzen, denn viele Menschen und deren Lebensgeschichten haben mein Arbeitsleben bereichert und geprägt. Als ich als junge Forscherin in den USA tätig war, habe ich interessante Menschen kennen lernen dürfen, die mir ihre Geschichten anvertraut haben. Zum Beispiel bin ich einer Tänzerin, begegnet. Ihr Name war Iris. Sie lebte mit einer bereits fortgeschrittenen Demenz. Damals hatte ich keine Erfahrung. Ich stand ganz am Anfang meiner Arbeit. So setzte ich mich Iris gegenüber und sagte zu ihr, dass ich nicht wüsste, wo ich anfangen solle. Für mich sei diese Krankheit ein Rätsel. Ich hatte mir keine Reaktion erwartet. Da ergriff sie plötzlich meine Hand und sagte in einem klaren Satz zu mir: „Ich verstehe dich, es ist nicht leicht!“ Das war eine besondere Situation, weil sie zuvor extrem zurückgezogen war und kaum mit jemandem sprach. Ich spürte eine klare Verbindung zwischen uns. Da erkannte ich, wie sehr wir diese Menschen unterschätzen. Als ich dann ging, sah sie mir traurig nach und drückte ihre Nase an die Scheibe, wie ein Kind, das man verlassen muss. |
Was mir an der Arbeit in der Kompetenzgruppe Demenz besonders wichtig ist…
Die landläufige Meinung ist leider heute noch, dass Menschen mit Demenz nichts mehr wissen und alles vergessen. Jemand, der „nichts mehr mitbekommt“, hat auch Probleme, Respekt einzufordern. Dieses Missverständnis zwischen Menschen mit Demenz und deren Umgebung ist die Ursache für den noch immer weit verbreiteten problematischen Umgang, den wir als Gesellschaft mit Menschen mit Demenz pflegen. Wir wissen jetzt: Menschen mit Demenz haben Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten zu fördern führt zu einem längeren Verbleib im Familienverband, reduziert die Belastung der Angehörigen und stärkt das Selbstwertgefühl. Wir haben nun die Chance, eine neue Kultur im Umgang mit Menschen mit Demenz zu entwickeln. Um dies jedoch Wirklichkeit werden zu lassen, brauchen wir mehr Wissen über die Bedürfnisse aller Betroffenen, auch der Angehörigen und der professionellen Begleitpersonen. Das Thema Demenz braucht mehr Öffentlichkeit, eine Enttabuisierung und ein tragfähiges Netzwerk, in dem auch auf lange Sicht für alle betroffenen Familien das richtige Angebot zur richtigen Zeit zur Verfügung steht. |
Was ich mir im höheren Alter wünsche…
Respektvoll akzeptiert zu sein, so wie ich bin. Und wahrscheinlich wie jeder, wünsche ich mir, auch im Alter aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. |
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