Sandra Smole, Studierende des Studiengangs Ergotherapie an der FH Kärnten, absolvierte ihr vorletztes Pflichtpraktikum im Pflegeheim Wien-Floridsdorf – mit unerwarteten Erkenntnissen.
Obwohl sich Sandra Smole durch das bislang absolvierte Studium gut vorbereitet fühlte, hatte sie vor diesem siebenwöchigen geriatrischen Praktikum großen Respekt, weil sie unsicher war, ob sie dort überhaupt etwas bewirken könnte.
Die Studierenden der Ergotherapie lernen während des Bachelor-Studiums die fünf typischen Arbeitsbereiche der Ergotherapie in ihren Praktika kennen: Pädiatrie, Orthopädie, Neurologie, Geriatrie und Psychiatrie. Da Sandra Smole bereits im 5. Semester war, hatte sie schon einige kennengelernt. „Trotzdem hatte ich vor dem geriatrischen Praktikum den größten Respekt“ – Fragen wie: Was kann ich bewirken? Oder – Wie kann ich die Patientinnen in ihrem Alltag unterstützen? – haben mich beschäftigt und ich bin recht aufgeregt im Pflegeheim angekommen.“ Dennoch hatte sie sich vorgenommen, offen und unvoreingenommen ins Praktikum zu gehen und bereits ihre erste Begegnung mit der anleitenden Ergotherapeutin war fantastisch. „Sie hat mich von Anfang an in alles eingebunden, ich durfte sehr eigenständig arbeiten, eigene Therapiestunden alleine abhalten und Co-Therapien miterleben“, erzählt die Studentin. Mit einer Gruppe hat sie als Therapeutin wöchentlich im Garten gearbeitet. In den Einzeltherapien wurde die Selbstständigkeit der Klientinnen trainiert, z.B. durch Üben der selbstständigen Körperhygiene, Anziehtraining, Üben des Transfers und kreativ aufbereitete kognitive und motorische Übungen.
„Die Begleitung während des Praktikums war sensationell“, erinnert sich Sandra Smole begeistert. Die Anleitung erfolgte durch die Ergotherapeutin vor Ort. Mit ihr wurde jede Stunde nachbesprochen und analysiert. Für die Fachhochschule mussten Sichtstunden durchgeführt werden, aufgrund von Corona per MS Teams oder Video. „Das war natürlich schade, weil Sichtstunden vor Ort persönlicher sind“, reflektiert die Studierende, „aber ich bin froh, dass ich mein Praktikum durch diese Neuerung ohne Hindernisse absolvieren konnte.“ Weiters gibt es im Studium Supervisionen für jedes Praktikum, in denen man sich als Gruppe treffen und das Praktikum reflektieren kann.
„Die Fragen, die mich vor dem Praktikum beschäftigt haben, konnte ich für mich sehr gut lösen“, ist Sandra Smole glücklich. Sie konnte viel bewirken in ihrem Praktikum. Sehr individuell wurden die Bedürfnisse der Patienten besprochen und sie als angehende Ergotherapeutin arbeitete gemeinsam mit den Klient*innen an ihren Zielen daran.
„Einmal war es das Benutzen des Handys um mit den Lieben zu telefonieren, ein anderes Mal die eigenständige Erledigung der Körperhygiene, aber alle Patientinnen waren sehr dankbar und haben mir mindestens genauso viel zurückgegeben, wie ich Ihnen als Therapeutin.“ Und, ganz unerwartet, fühlte sie sich in der Geriatrie sehr wohl, sowohl inhaltlich als auch mit den Patientinnen. Die anfängliche Unsicherheit verschwand sehr schnell und hat sich so geändert, dass die Studierende sich die Arbeit in einem Pflegeheim vorstellen könnte. Eine Erkenntnis, mit der Sandra Smole nicht gerechnet hatte.
Insgesamt hat sich die Studierende durch die Praktika sehr in ihrer Studienwahl bestätigt gefühlt, ebenso wie in ihrer Kompetenz als Therapeutin. Sie ist sich sicher, dass die Ergotherapie ihre Berufung ist. Zusätzlich ist sie überzeugt davon, dass Praktika ein wichtiger Teil des Studiums sind. „Einerseits sieht man erst, wie vielfältig die Arbeit in der Ergotherapie ist, etwas, was ich mir am Beginn meines Studiums noch gar nicht so vorstellen konnte“, meint Sandra Smole, „Andererseits ist die Theorie, die im Studium vermittelt wird, lange nicht so gut verständlich, wenn ich sie in der Praxis nicht einsetzen kann. Vieles wurde mir erst durch die praktische Anwendung klar.“
Die größten Herausforderungen während der Praktika waren einerseits der Umgang mit Komapatientinnen, die nicht mehr kommunizieren können, andererseits die professionelle Abgrenzung von den Klientinnen, für sie da zu sein, ohne allzu sehr mit ihnen zu leiden. Daran musste sie wirklich arbeiten, fühlt sich mittlerweile aber auch gut gerüstet. Sie konnte auch die für sie wichtigen Kompetenzen wie Geduld, Kreativität, Empathie weiter ausbauen und freut sich, bald im Berufsfeld zu arbeiten.
Für die nahe Zukunft hat die Studierende schon sehr klare Vorstellungen. Sie möchte nach dem Bachelorabschluss im Herbst nach Wien ziehen und dort arbeiten. Während des Praktikums im Pflegeheim konnte sie schon einige Kontakte in Wien knüpfen und hofft, dass dieses Netzwerk hilfreich sein wird, wenn sie sich nach dem Studium dort auf Jobsuche begibt. Welches der vielen Handlungsfelder es werden wird, weiß sie noch nicht, „aber ich bin mir sicher, dass das Studium an der FH Kärnten mir das nötige Rüstzeug mitgegeben hat.“