Andrea Stitzel

Beschreibe kurz deine Profession:

Gesundheitsmanager*innen übernehmen betriebswirtschaftliche Aufgaben wie Controlling, Finanzverwaltung, Einkauf und Personal­führung in sämtlichen Ein­richtungen des Gesundheitswesens. Sie kommen mit einer Vielzahl an Professio­nen in Kontakt. Die Arbeit kann populations-/gemeindebezogen (bevölkerungs­weite Gesundheitsversorgung), anbieterorientiert (z.B. Bedarfsplanung im Krankenhaus), patienten-/konsumentenorientiert (individuelle gesundheits­spezifische Bedürfnisse von Patient*innen), oder systemorientiert (Finanzierung & Controlling im Gesundheitswesen) ausfallen. Wichtig ist auch der Einsatz im betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Wo berührt dich das Thema Nachhaltigkeit in deinem Arbeitsalltag am meisten? / Wo siehst du die Schnittmenge zwischen Nachhaltigkeit und deiner Profession? (SDGs von Interesse angeben)

Gesundheitsmanager:innen wird in Zukunft eine Schlüsselposition bei der Transformation unseres Gesundheitssystems im Anthropozän, dem geologischen Zeitalter, das durch menschliche Aktivitäten und Klimawandel geprägt ist, zukommen. Mit einem Anteil von rund 6 % an den österreichischen und 5 % an den weltweiten Emissionen, hat der Gesundheitssektor einen großen Kohlenstoff-Fußabdruck. Zum Schutze des Klimas müssen dringend Maßnahmen zur Emissionsreduktion umgesetzt werden. Davon betreffen direkt den Arbeitsbereich von Personen mit einer Ausbildung in Gesundheitsmanagement: (1) Umstellung auf sauberere, sicherere und erneuerbare Energieressourcen, (2) bauliche Anpassungsmaßnahmen zur Energiereduktion, die zusätzlich die steigenden Temperaturen mitbedenken, (3) Abfallvermeidung bzw. Reduktion, (4) Einführung effizienterer Betriebsabläufe, (5) Einführung eines gesunden, klimaneutralen Ernährungssystems für Patient*innen und Belegschaft im Sinne der Planetary Health Diet, (6) Personalweiterbildung, damit dieses Klimaschutzmaßnahmen umsetzen und Patient*innen- und Angehörigen-Education durchführen kann. Bei den genannten Maßnahmen wird bereits deutlich, dass es nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um Klimaanpassungs- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen (mit positiven Auswirkungen auf den Klimaschutz, wie z.B. Ernährung und Mobilität) geht. Klimabedingte Belastungen schaden der Bevölkerung, insbesondere vulnerablen Gruppen wie sehr jungen Menschen, älteren Personen, Menschen mit Behinderungen, Migrant:innen und anderen marginalisierten Gruppen. In Österreich wird bisher v.a. das Thema Hitze thematisiert; jedoch ist abzusehen, dass Stürme, Überschwemmungen sowie neue Krankheitserreger in Zukunft ebenfalls die Gesundheitsversorgung belasten werden. Auch werden sich Gesundheitsmanager:innen mit dem Thema psychische Belastungen im Zusammenhang mit der Klimakrise sowohl von Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen, wie von Patient:innen und deren Angehörigen auseinandersetzen müssen.

Kennst du ein Best Practice Beispiel?

Spannend sind die Beispiele aus der ganzen Welt, die auf der Seite „Health Care Without Harm“ (https://noharm.org) zu finden sind. In Europa ist bestimmt das NHS in Großbritannien führend, die sich als Ziel gesetzt haben, weltweit der erste „net carbon zero health service“ zu sein (bis 2030). Es gibt aber auch gute Bsp. in anderen EU Ländern, z.B. das Evangelische Krankenhaus Hubertus in Deutschland, das 2021 für seine Klimaführung und CO2 Emissionsreduktion ausgezeichnet wurde (https://www.healthrelations.de/green-hospital-evangelische-krankenhaus-hubertus/). In Kärnten ist mit Sicherheit das Elisabethinen-Krankenhaus als Vorreiter zu nennen (https://www.die-wirtschaft.at/elisabethinen-krankenhaus-zaehlt-zu-den-nachhaltigsten-unternehmen-2021-40401).    

Was ist deiner Meinung nach zu tun?

Raus aus den Silos, rein in den Austausch zwischen unterschiedlichen Professionen in Fort- und Ausbildung. Gerade im Gesundheitsmanagement kann das Thema Nachhaltigkeit nicht alleine gedacht werden; Interdisziplinarität ist gefordert. An der FH Kärnten sollten wir eine Art Studium Generale zumindest im STB Gesundheit & Soziales einführen, damit unsere Studierenden gemeinsam lernen, wie sie die Zukunft für sich selber nachhaltig gestalten können. Auch über das Weiterbildungszentrum sollten wir entsprechende Kurse anbieten. Wichtig wäre es, dies in enger Kooperation mit der Praxis umzusetzen.