Der Workshop ‚Menschenrechte‘ sind für alle da wurde als Lehrendenworkshop im Rahmen der Kinder- und Jugenduniversität angeboten und für zwei Jugendgruppen jeweils der Produktionsschule Spittal und Feldkirchen durchgeführt; die begleitenden Fachkräfte waren herzlich zur auch aktiven Teilnahme eingeladen. Im Zentrum des Workshops standen zwei grundlegende Fragen: 1.) Was sind Menschenrechte und wie lassen sie sich durchsetzen? 2.) Welche Bedeutung spielen Menschenrechte in meinem Alltag?
Theoretischer Teil
Die erste Frage wurde im Wesentlichen durch jugendgerechte Inputs des Workshopleiters beantwortet; hierbei ging es in groben Umrissen um kurze geschichtliche Daten zu Menschenrechtlichkeit, um die grobe Gestalt des internationalen Menschenrechtssystems und die Verfahrensweisen und Schwierigkeiten, Menschenrechte in konkreten nationalstaatlichen Rahmen umzusetzen. Die Informationen wurden so basal wie möglich aufbereitet und mit anschaulichen Beispielen unterlegt. Im Zentrum des Workshops standen allerdings zwei praktische Gruppenübungen, um den Jugendlichen die Brisanz und elementare Bedeutung des Themas Menschenrechtlichkeit erfahrbar zu machen. Mit der ersten Gruppenübung wurde der Workshop insgesamt eröffnet, um von da aus verknüpfungsfähige Fäden für den theoretischen Teil zu spinnen.
Übung 1: Spielregeln des Zusammenlebens
Die Jugendlichen teilten sich zunächst in Kleingruppen auf und erhielten folgende Aufgabe: es wurde eine isolierte Insel an die Wand projiziert und ein Szenario vorgestellt, unter dessen Bedingungen sich die Jugendlichen vorstellen sollten, dort zu leben. Die Aufgabe bestand darin, in den Kleingruppen Plakate zu entwickeln, auf denen sie im Anschluss an ausreichend Diskussionszeit elementare Regeln des Zusammenlebens festhalten sollten. Die einzelnen Gruppen bestimmten zuletzt Sprecher_innen, die die erarbeiteten Regeln der Gesamtgruppe zur Diskussion stellten. Hier sammelten die Jugendlichen mit Engagement Regeln, die von den Forderungen nach Gleichbehandlung, nach demokratischen Entscheidungsprozessen bis hin zu Überlegungen zum Spannungsfeld zwischen Privatheit und Zusammenleben reichten und so jede Menge anschlussfähige Themen für den theoretischen Teil boten. Hier konnten dann durchsichtig Menschenrechte als ‚Spielregeln der Weltgemeinschaft‘ erörtert werden.
Übung 2: Menschenrechte konkret – Polizeiübergriffe – Menschenrechte – ‚Antifolterkonvention‘
In der zweiten Übung erhielten die Jugendlichen Gelegenheit, an einem konkreten Alltagsbeispiel eine soziale Situation menschenrechtlich zu bewerten, einzuordnen und zu reflektieren. Dafür wurde zunächst im theoretischen Teil eine kurz gefasste Version der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 an die Jugendlichen verteilt. Gerüstet mit diesem ‚Handwerkszeug‘ schauten sich alle Workshopteilnehmer_innen einen Videomitschnitt an, auf dem zu sehen war, wie eine Gruppe von Polizeibeamten einen Demonstranten auf dem Boden fixieren und überdies mit Schlägen bearbeiten. Nach dem gemeinsamen Schauen des Filmes diskutierten die Jugendlichen wiederum in Kleingruppen folgende Fragestellungen, die sich auf die zu interpretierenden, im Film nachvollziehbaren Ereignisse bezogen: Wie hat sich der auf dem Boden liegende, fixierte und geschlagene Mensch gefühlt?
- Wie haben sich die Polizeibeamten gefühlt?
- Wie haben sich die miterlebenden Zeugen gefühlt?
- Was glaubt Ihr, wie solch eine Situation entsteht?
- Wie ließe sich eine derartige Situation verhindern?
- Schaut nach, welche Rechte in der Situation durch die Polizeibeamten möglicherweise verletzt worden sind.
- Begründet, warum Ihr diese Rechte ausgewählt habt.
Am Ende der Kleingruppendiskussion stellten erneut gewählte Sprecher_innen der Gruppen ihre Überlegungen der Gesamtgruppe vor. Zum Abschluss wurden die Ergebnisse durch den Workshopleiter zusammengefasst und durch einige Erklärung zur Antifolterkonvention gerahmt. Hier war besonders spannend zu erfahren, wie differenziert und perspektivenreich die Jugendlichen eine auf den ersten Blick eindeutige Gewaltsituation interpretierten.
Beendet wurde der Workshop mit einer Evaluation des Erlebten.